So 19.05.2024, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Kleiner Saal
Jean Françaix: Trio à cordes
Erwin Schulhoff: Streichquartett Nr. 1
Anton Webern: Streichquartett op. 28
Erich Wolfgang Korngold: Streichsextett D-Dur op. 10
Violine: Daniel Cho
Violine: Yuri Katsumata-Monegatto
VIola: Naomi Seiler
Viola: Tomohiro Arita
Violoncello: Olivia Jeremias
Violoncello: Saskia Hirschinger
Daniel Cho wurde in New Jersey (USA) geboren und begann im Alter von sechs Jahren in Südkorea Violine zu spielen. Er schloss sein Bachelorstudium an der Juilliard School in der Klasse von Hyo Kang und David Chan ab und setzte anschließend sein Studium bei Kolja Blacher an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin fort. Er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe, darunter den Max-Rostal-Wettbewerb 2019, bei dem er den höchsten Preis erhielt. Als Solist spielte er mit Orchestern wie der Hamburger Camerata, dem Bucheon Philharmonic Orchestra und den Sejong Soloists. 2010 gab er sein Debüt im Weill-Saal der New Yorker Carnegie Hall, präsentiert von der Korea Music Foundation; 2013 folgte sein europäisches Debüt im Musée du Louvre in Paris im Rahmen der „Concerts du Jeudi“. Daniel Cho ist Mitglied der Sejong Soloists und arbeitete eng mit Künstlern wie Gil Shaham, Cho-Liang Lin und Vadim Repin zusammen. Als Konzertmeister spielte er mit dem Juilliard Orchestra, dem Verbier Festival Orchestra und dem Budapest Festival Orchestra. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er 1. Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.
Yuri Katsumata-Monegatto wurde 1992 in Yokohama geboren und begann im Alter von sieben Jahren Geige zu spielen. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie an der Universität der Künste Tokio bei Sonoko Numata sowie an der Universität der Künste Berlin als eine Stipendiatin des DAAD bei Nora Chastain und Marlene Ito. Weitere musikalische Impulse erhielt sie u.a. auch durch das Artemis Quartett. Orchestererfahrung sammelte sie im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin als Akademistin und im Gewandhausorchester Leipzig sowie bei zahlreichen internationalen Festspielen wie dem Verbier Festival, dem Schleswig-Holstein Musik Festival und dem Pacific Music Festival. Yuri Katsumata ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe. Als Solistin spielte sie zahlreiche Konzerte, u. a. Krzysztof Pendereckis Doppelkonzert unter der Leitung des Komponisten. Seit 2020 spielt sie im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
Naomi Seiler trat bereits früh mit ihren Geschwistern im Seiler-Quartett auf und studierte ab ihrem vierzehnten Lebensjahr als Jungstudentin am Salzburger Mozarteum in der Klasse von Jürgen Geise. Ihre Ausbildung setzte sie bei Ulrich Koch in Freiburg und bei Hirofumi Fukai in Hamburg fort. Die mehrfach preisgekrönte Bratschistin spielt sowohl kammermusikalisch (u. a. im Seiler-Quartett und „Via Salzburg“ in Toronto) als auch als Solistin in Deutschland, Frankreich, Italien, Südamerika und Japan, verbunden mit Rundfunk- und Fernsehauftritten. Seit 1989 ist Naomi Seiler Solobratschistin des Philharmonischen Staatsorchesters. Als gefragte Kammermusikerin engagiert sie sich auch im eigenen Orchester sehr für die Kammermusik und unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Tomohiro Arita stammt aus Osaka, Japan. Schon im frühen Kindesalter erlernte er das Geigenspiel und entdeckte mit 15 Jahren die Bratsche für sich. Sein Bachelor-Studium absolvierte er bei Toshihiko Ichitsubo an der Universität der Künste Tokio; es folgte sein Masterstudium bei Simone von Rahden an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Schon während des Studiums sammelte er Orchestererfahrungen im NHK Symphony Orchestra, in der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und im Rundfunk Sinfonieorchester Berlin als Akademist sowie bei internationalen Festspielen wie dem Verbier Festival und dem Lucern Festival. Als Bratschist beim Japan National Orchestra tritt er regelmäßig in Japan auf. Seit August 2021 spielt Tomohiro Arita im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
Olivia Jeremias zählt zu den herausragenden Cellistinnen ihrer Generation. Im Alter von fünf Jahren begann sie zu spielen. Unterrichtet von namhaften Cellisten wie Peter Bruns, Colin Carr und Josephine Knight schloss sie ihr Studium an der Carl Maria von Weber Hochschule Dresden sowie an der Royal Academy of Music London jeweils mit Auszeichnung ab. Bereits im Alter von 20 Jahren führte sie – vom Rundfunk übertragen – Dvoráks Cellokonzert unter der Leitung von Sir Colin Davis in der Dresdner Semperoper auf. Als 1. Preisträgerin des Heran Wettbewerbes in Tschechien sowie als Finalistin im Antonio Janigro Wettbewerb in Zagreb fand sie internationale Anerkennung. 2004 erhielt sie den Pierre Fournier Sonderpreis. Olivia Jeremias tritt regelmäßig als Solistin mit verschiedenen Orchestern auf, so auch als Interpretin von Tan Duns Cellokonzert „The Map“ mit den Essener Philharmonikern. Sie war zu Gast bei bekannten Festivals wie dem Kilkenny Festival in Irland, dem Encuentro de Música y Academia Festival in Santander/Spanien, dem Highgate Festival und Spitalsfield Festival London und trat im Sommer 2004 beim Music at Menlo Festival in San Francisco/USA auf. Seit September 2005 lebt Olivia Jeremias in Hamburg, wo sie die Stelle der Solocellistin des Philharmonischen Staatsorchesters übernommen hat.
Saskia Hirschinger wurde 1995 in Halle an der Saale geboren und erhielt ab ihrem fünften Lebensjahr Cellounterricht bei Tamara Steger. 2014 begann sie ihr Studium bei Wen-Sinn Yang an der Hochschule für Musik und Theater München. Wichtige musikalische Impulse erhielt sie bei Meisterkursen von Wolfgang Boettcher, Frans Helmerson, Wolfgang Emanuel Schmidt, Jens Peter Maintz und Troels Svane. In der Spielzeit 2018/19 war Saskia Hirschinger Akademistin im NDR Elbphilharmonie Orchester. Im Anschluss daran setzte sie ihr Masterstudium bei Martin Ostertag an der Hochschule für Musik Karlsruhe fort. Zudem war sie Preisträgerin diverser Wettbewerbe und der Neue Liszt Stiftung Weimar. Saskia Hirschinger war Stipendiatin von „Live Music Now“ München und Trägerin des Deutschlandstipendiums. Orchestererfahrung sammelte sie als Cellistin im Staatsorchester Stuttgart sowie als Aushilfe im hr-Sinfonieorchester und im NDR Elbphilharmonie Orchester. Seit März 2020 spielt Saskia Hirschinger im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
In diesem Sonderkammerkonzert präsentiert sich der neue Konzertmeister Daniel Cho mit einer glänzenden Auswahl der feinsten Perlen der Kammermusik zwischen Paris und Wien. Für den Auftakt geht es mit einem Wunderkind der Musikgeschichte ins pulsierende Paris der 1930er-Jahre, die Zeit des vielfarbigen Neoklassizismus, der in Form und Stil an die Musik der Wiener Klassik anknüpfte. Dort spürte der junge Jean Françaix dem Zeitgeist nach und tauchte mit gerade 20 Jahren in die Versuchungen der Musikstadt ein, die für so viele Künstler und Freigeister des beginnenden 20. Jahrhunderts künstlerische Heimat sein sollte. Über das Frühwerk Trio à cordes befand der Musikwissenschaftler und Musiker Arthur Hoérée schlicht: „ein Meisterwerk“. Von Paris geht es nach Prag zu Erwin Schulhoff, der in den 20er Jahren zu den international erfolgreichsten Komponisten gehörte, bevor er zwischen die Mühlen der Politik geriet. Dabei standen bei der Uraufführung seines ersten Streichquartetts noch alle Zeichen auf Erfolg, denn die prickelnde Nervosität und die folkloristisch gefärbte, schillernde Klangvielfalt, die künstlerische Vollendung einer ganzen Epoche begeisterten Publikum wie Presse. Noch heute zählt das Werk zum Meilenstein für jedes kammermusikalische Ensemble. Dass Avantgarde nicht nur ein Stil, sondern eine innere Haltung ist, zeigt das letzte Streichquartett Anton Weberns. Am 12. März 1938, dem Tag des Einmarsches Hitlers in Österreich, schrieb er an das Ehepaar Jone-Humplik: „Ich bin ganz in meiner Arbeit und mag, mag nicht gestört sein.“ Und so entstand unter den brutalen Eindrücken ein Werk beispielloser Konzentration und spieltechnischer Eleganz. Höchste musikalische Präzision und Virtuosität fordert auch das Sextett op. 10 Erich Wolfgang Korngolds. Der Komponist, der in jungen Jahren als legitimer Nachfolger keines Geringeren als Wolfgang Amadeus Mozarts galt und ebenfalls mit dem Etikett des „Wunderkindes“ versehen wurde, wird vor allem für seine Opern und Filmmusik verehrt. Eine prophetische Vorahnung seiner großen Filmpartituren im reichen klassisch-romantischen Gestus gibt das Streichsextett wieder.
Ort: Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg